Herbstsymposium in der Steiermark
ein persönlicher Rückblick von unserem Mitglied Fr. Ursula Dobrowolski.
Reine Lust - das Leben genießen.
Schon das Ambiente war einzigartig: Auf einer Anhöhe gelegen, mit freiem Blick in die südsteirischen Weinberge, bot das Schloss Seggau den perfekten Rahmen für das Thema des diesjährigen Herbstsymposiums: Reine Lust, das Leben genießen.
Welche guten Geister es auch immer waren, die während der beiden Tage für traumhaft schönes Wetter mit Temperaturen von über 25 Grad sorgten, der Schlosshof war nicht nur gefüllt mit Sonnenstrahlen, sondern auch mit rund 300 Gästen aus ganz Österreich, die in die Genussregion kamen, um das Symposium zu besuchen. Der lustvolle Spirit der Veranstaltung war überall spürbar. Und ansteckend.
Lust und Genuss nicht nur kognitiv, sondern auch unmittelbar zu erleben, war das erklärte Anliegen der Tagung. Und wie die Begeisterung der TagungsteilnehmerInnen zeigt, wurde es auch erfüllt: „Wunderbare und sehr gelungene Veranstaltung“, „Feines Rahmenprogramm“, „Die kulinarischen Einlagen haben das Ganze sehr bereichert“, „Wirklich lustvoll!“, sind nur einige der Zitate aus den Rückmeldebögen.
Lust und Genuss erlebten die ZuhörerInnen auch im modernen Kongresszentrum während der Vorträge und Workshops, die geboten wurden. Und das sicher nicht nur deshalb, weil sie in ihren Tagungsunterlagen eine köstliche Schokolade von Zotter vorfanden. Die Plenarvorträge waren informativ und überraschten durch ihre Direktheit. „Gute Vorträge, prägnant und aussagekräftig“, „Wertvolle und genussreiche Fachtagung!“, „Passende Location, hohe Qualität der Vorträge und Workshops“, fanden die TeilnehmerInnen.
„Noch nie ist eine Tagung derart unkompliziert organisiert worden“, bedankte sich Renate Bukovski in ihrer Begrüßungsrede als Vorsitzende der GLE-Österreich bei den Veranstaltern, die in enger Zusammenarbeit mit dem Team des Grazer Instituts für Existenzanalyse unter der Leitung von Christian Probst das Symposium auf die Beine stellten.
Und was gab es beim Symposium zu hören und zu erleben? Hans Zeiringer startete mit seinem Plenarvortrag, in dem er das Publikum einlud, sich intimen Fragen zu widmen: „Wie geht es mir, wenn ich mit meiner Lust von meinem Partner zurückgewiesen werde?“, „Was geschieht da in mir?“. Barbara Gawel beantwortete in ihrem einfühlsamen Vortrag die Frage: Was passiert, wenn Kindern ihre Lebensfreude verboten wird? Wie Paare einen Weg aus ihrer Lustlosigkeit finden können, zeigte Elisabeth Kirkovits in ihrem Vortrag über den „Circulus Amorosus“ auf.
Nach einer Pause setzte Julia Pauer die Reihe der Plenarvorträge fort. Ihr Thema: Medikamente, die einerseits das Leben der eigenen Sexualität fördern können, andererseits aber auch über lusthemmende Nebenwirkungen vieler Psychopharmaka. Ursula Dobrowolski folgte mit einem Vortrag über Lust und Leistung und arbeitete den Unterschied zwischen einer krank machenden und einer glücklich machenden Leistung heraus.
Christian Probst brachte in seinem Vortrag „Reine Lust -“ um Gottes Willen!“ die Lust auf ihren existentiellen Punkt, indem er dem Phänomen Lust im Alltag nachging und aufzeigte, was passiert, wenn man sich die eigene Lust nicht eingesteht.
Bei der anschließenden Diplomfeier, die von eindrucksvollen Bildern und stimmungsvoller Musik begleitet wurde, wurden die anwesenden Diplomandinnen und Diplomanden in Begleitung ihrer Familien gebührend gefeiert. Im Schlosshof stieß man dann mit Muskateller-Sekt an: unter klarem Sternenhimmel, bei Feuerschale und gebratenen Kastanien. Das Feiern sollte noch lange kein Ende finden. Im bischöflichen Weinkeller, der zu den ältesten und größten Europas zählt, sorgte beim reichhaltigen Abendbuffet die steirische Musikergruppe Spafudla für Stimmung. Bis in die frühen Morgenstunden wurde getanzt und gelacht.
Am nächsten Tag konnte nach dem Frühstück der eigenen Lust in sechzehn verschiedenen Workshops nachgespürt werden. Von Kochen über bloßes Dasein bis zu Sexualität und Sinnlichkeit reichte die Themenpalette.
Den Höhepunkt der Tagung bildeten schließlich am Nachmittag des zweiten Tages die Vorträge der beiden Hauptreferenten Michael Musalek und Alfried Längle. Während Musalek das reine Genießen kulturphilosophisch verortete und in ein Behandlungskonzept für Suchtkranke einbettete, widmete sich Alfried Längle in seinem Vortrag „Wert der Lust und Lust auf Wert“ existenzanalytisch der Frage, was für gelungenes Genießen nötig ist. In beiden Vorträgen stand das Erleben von Freude als wesentlicher Bestandteil seelischer Gesundheit im Mittelpunkt.
Freude kam noch einmal intensiv auf, als eine ungarische Musikergruppe zum Abschluss der Tagung alle zu Gruppen-Volkstänzen im Schlosshof einlud. „Vielen Dank für das genussvolle Wochenende“, sagten am Ende viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Was kann man sich als Veranstalter eines Symposiums zum Thema „Reine Lust - das Leben genießen“ besseres wünschen?
Ursula Dobrowolski, Psychotherapeutin, Institut für Existenzanalyse Graz.